Bücherreicontainer – Mein Kindle XXLarge
Die Touristenlose Zeit in Namibia konnte ich nutzen, mir einen langgehegten Traum zu erfüllen, eine begehbare Bibliothek!
Bekennend bibliophil, war ein Grundstock von 6.000 Büchern im Bwanapolis schnell gestapelt, die Bücher standen in zweier- und Dreierreihen in den Regalen. Ein nur schwer auszuhaltender Zustand.
Also Platz gesucht – gefunden hinter den Garagen. Die Landydächer an die Ersatzteil-Wand gestellt. Und 6 Auflage - Fundamentsteine gegossen, die eine Woche aushärten mussten.
Container gesucht – gefunden und gekauft. 40`Fuß (ungefähr 12,20 m lang, 2,40 m breit und 2,60 m hoch = Gesamtfläche 30 m²) sollte vorerst reichen.
Kran gebucht und dann an seinen Standplatz hieven lassen. Optimale Raumausnutzung und bibliophiles Rückzuggebiet.
Dann einen Arbeitsplan für Himba- Uwe für das Regalsystem erstellt. Als Reiseleiter muss er in diesen Zeiten anders sinnvoll beschäftigt werden. Die Regale werden an die Wände geklebt, um den Container funktionsfähig, wasserdicht zu lassen und den Regalen zu mehr Standsicherheit zu verhelfen.
Dann das Tropendach draufbauen, damit es nicht zu Überhitzungen in der Sonne kommt. 30 cm Abstand durch T-Träger und Blechplatten, um eine isolierende Luftschicht zu bekommen.
Tarnnetze von außen, damit die Sonne nicht direkt auf den Container scheinen kann.
Nun konnte das reintragen der Bücherkisten in den Container erfolgen. Es wurde gleich thematisch einsortiert. LED Lampen an die Decke und 3 Luftverteiler.
Die Regale im Bwanapolis und die Bücherkisten in den Garagen leerten sich. Der Container unterlag der Völlerei.
Nun kann man sagen „Ich fand den Baum viel besser als das Buch“, aber bereits ein Buch enthält den Tagesbedarf an A,B,C,D und K und viele weitere wichtigen Buchstaben.
Selbst bevor man ein Buch aus dem Regal nimmt, scheinen sie zu einem zu sprechen und begrüßen ein, hier nur ein paar Ausschnitte, was einen erwartet:
Beck, Aaron T.: Wahrnehmung der Wirklichkeit und Neurose ist für mich ein wunderbar praktisch geschriebenes Buch ohne Fachchinesisch und leicht in den Alltag umsetzbar, wenn es auch der klinischen Psychologie entstammt.
Karl Poppers wissenschaftstheoritische Abhandlung „Auf der Suche nach einer besseren Welt“ könnte als Vorläufer eines FDP Parteiprogramms gelingen. Der gedankliche Ansatz des Falsifizierens zum Aufspüren von Nicht-Wahrheiten ist immer noch genau der Richtige.
Watzlawick / Berger-Luckmann und Schütz beschäftigen sich alle mit Wirklichkeitswahrnemung und damit Individualismus. Das liefert in Zeiten von Identitären Philosophien, oder besser Philoddoxen, wo man nur noch Gruppe ist, wertvolle rhetorische Abwehrgeschütze.
Die Vielheit, das ist Aristoteles ( „Politik“ ), dem wir nachfolgen sollen und der Zeitgeist geht in Richtung Wächterstaat ( „Politeia“ ) von Platon
Ein Regal tiefer sieht es z.B. so aus:
Blooms „Global Brain“ ist ungeheuer einflußreich was Vernetzungen durch Meme anbegeht. Das Standardwerk dazu.
Bernd Guggenberger gibt noch gelegentlich in einer Privatuniversität in Berlin Vorlesungen. Leider passt es nie in meine Vortragstournee. Ein völlig unterschätzter Denker „Sein und Design“ und „Einfach schön“ Bücher so voller Wahrheiten und wortmächtige Beschreibungen von Phänomenen, wie Hanna Ahrendts Politische Phänomenologie
Roger-Pol Droit beschreibt wunderbar einzelne Dinge. Das kann man sicher auch als kindgerecht einstufen, zumindest sind es kurze Gedanken - Häppchen.
Wenn solche Kost zu anstrengend ist, warum auch nicht mal Bildung erfinden? Tu ruhig so, als ob Alexander der Große dich persönlich verdorben hätte. Franz Kafkas Abneigung gegen Kartoffelchips die Ähnlichkeit mit Prominenten haben, das Buch mit Beethovens rarer Coverversion von "Another one bites the dust" oder Hannah Ahrends Schamgefühl wenn sie im Restaurant ein Radler bestellte zeigt nur wie groß dein Insiderwissen ist.
Das Internet bildet ja auch, aber der Schulerfolg wächst mit der Länge des Bücherregals zu Hause.
"Der Zauberberg" von Thomas Mann hat mich sehr beeinflusst; Ich wollte immer mal ein Buch so ähnlich schreiben, eine Mischung "Sophies Welt" und das Zusammentreffen einer Scharr Intellektueller, die auf einer Lodge im Caprivi zu Hochwasserzeiten nicht mehr wegkommen und dann über ihre jeweiligen Zeitbegriffe philosophieren. Ich als Reiseleiter Moderator und der lebenskluge Koch, der die Ausführungen zu den ausschließlichen Zeitbegriffen des Physiker-Gastes, Germanisten-Gastes, Pastoren-Gastes durch kleine Zwischenfragen sofort falsifiziert und auch eine afrikansiche zeitkomponente reinbringt. Ja und für Hesses und Rilkes Lyrik muss man auch immer ein wenig Platz im Herzen haben.
Was kaum jemand weiß, der nächste Hüstel, Hüstel Wirtschaftsminister Robert Habeck ist eng verbunden mit Namibia und der gemeisamen Kolonialgeschichte. Bereits 2004 ist ein Buch zusammen mit der Autorin Andrea Paluch erschienen, ein kolonialer Kriminalroman, der die Zeit des Herero-Aufstandes thematisiert, um eine generationsübergreifende Geschichte von vier Frauen, deren ungewöhnliches (Spoileralarm: genetisches) Schicksal im kolonialen Afrika seinen Anfang nimmt.
Frauen den Vortritt lassen, das kann er.
Aber auch zum Nama- Aufstand wurde er gefragt. In der aktuellsten Neuauflage von Uwe Timms Weltbesteller "Morenga" durfte / musste / sollte er das Nachwort schreiben. Zwar voll verschwurbelt, aber er wurde gefragt. Jetzt ist er drin im Buch.
Hier ein kleiner Ausschnitt zum Nama und Herero-Krieg. Unverzichtbar und auf der Höhe der Zeit, Matthias Häußlers "Der Genozid an den Herero. Krieg, Emotion und extreme Gewalt in "Deutsch-Südwestafrika" Das in meinen Augen und mit meinen Vorerfahrungen zurzeit treffendste Buch zum kippen der Kriege von 1903-1908 ins genozidale. Er hatte als einer der wenigen vollen Zugriff und Einsicht in die Tagebücher von General Lothar von Trotha.
Alle Auflagen des Grimmschen unn Nazi Kultbuchs " Der Zug des Hauptmann von Erckert"
Natürlich darf nicht fehlen genau die im Morengabuch erwähnte Auflage „Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“ des bekannten russischen Anarchisten und Theoretikers Pjotr A. Kropotkin. (Das schwarze Buch neben den verschiedenen Morenga Auflagen). Interessant auch, dass nicht auf jedem Titel der Morenga- Auflagen auch Morenga auf dem Titel ist, sondern auch gerne mal ein anderer Nama-Führer aus der Zeit.
Zum Afrika-Abitur haben ich natürlich auch eine umfangreiche Congo-Bücher Sammlung. Ein Schmuckstück ist natürlich eine 1953er Ausgabe eines Reiseführers zum belgischen Congo. Hier aber mal als Ausschnitt die Bücher von und über Söldner-Kommandant "Mad" Mike Hoare, dem Vorgesetzten von Congo-Müller, Putschversucher auf den Seychellen und Lebende Vorlage für den Hollywood Film "Die Wildgänse kommen" mit Richard Burton in seiner Rolle und Hardy Krüger. Später dann sogar als Fortsetzung "Geheimkommando Wildgänse" mit Klaus Kinski.
Alle Bücher von und über Mike Hoare sind von ihm signiert. Ich konnte diese interessante Person der Zeitgeschichte in Durban noch persönlich treffen, da er erst im Februar 2020 in Südafrika 100jährig verstorben ist.
Auch zu beachten, ganz oben blau und quer liegend, eines der wichtigsten Congo-Bücher Consuming Nature, dem Lebenswerk des schweizer Photographen Karl Amman. Er ist einer der engagiertesten Photographen, ein Augenöffner, sein "Eating Apes" war und ist ein ganz großer Aufrüttler. Ihn muss man vorbehaltslos unterstützen.
Eine kleine Sammlung an Einzelreisenden Frauen darf natürlich nicht fehlen.
Ein genialer Reiseschriftsteller, der mit einer Leichtigkeit unterhaltsam schrieb, und ein klassischer Weltenbummler war, ist Richard Katz. In den 20er und 30er Jahren schrieb er Weltbesteller der Reiseliteratur als reisender und rasender Reporter. Ich bin über den witzig klingenden Titel "Heitere Tage mit braunen Menschen" von ihm gestolpert, welches von Indonesien handelt und er mutmaßlich sogar Paul Graetz darin in einer Geschichte beschreibt, der sich zu dem Zeitpunkt dort aufgehalten hat, um eine Glasfabrik aufzubauen. Aber der Stil war elegant, seine Beobachtungen der Personen so treffend, dass ich sofort alles verfügbare von ihm zusammengekauft habe. "Funkelnder Ferner Osten", sein Japan - Buch ebenso zeitlos. Seine Südamerika Fahrten - Klassisch.
1933 musste Richard katz wegen seiner jüdischen Abstammung in die Schweiz emigrieren und zeitweise nach Brasilien, weil er Deutscher war. Er konnte dann aber 1956 wieder zurück in die Schweiz kommen und schrieb populäre Tierdressur und Gartenbücher.
Eine liebensvolle Widmung an ihn zur Wiederkehr seines 125. Geburtstages schrieb der Le Penseur.
Zwei deutsche Reiseschriftsteller, die davon Leben können und das auch verdienen, sind der in Paris lebende Andreas Altmann und der Hamburger Helge Timmerberg. Als ich mal analysierte, was einen erfolgreichen Reiseschriftsteller in Deutschland ausmachte, war ich erschrocken, wie identisch die Narrative und die Thematiken waren, wenn auch mit anderen Worten beschrieben. Die große Himalaja Reise, Drogenerfahrung, Überlandreise durch Persien, Buddhistische Ansätze, ein-zwei leidenschaftliche Liebschaften. Helge Timmerberg ist sehr aktiv auf Facebook und auf Lesungen besser erreichbar. Außerdem ist er ein sehr angenehmer Interviewpartner und seine Reisegeschichten sind auch ausgeglichener. Andreas Altmann ist da insgesamt hektischer, hat unnachahmliche Spitzengeschichten für die man ihn vergöttern muss, dann aber auch wieder etwas völlig unverständliches, wo man nicht weiß, was hat er sich dabei gedacht, welcher Lektor hat ihm das durchgehen lassen. Nichtsdestotrotz. Zwei Empfehlungen.
In meiner Tourguidewissen-Abteilung ist natürlich alles über Flora und Fauna im südlichen Afrika zu finden, umfangreiche Sammlung von anthropologischen Büchern über die Anfänge des Menschen bis hin zu den modernen San.
Und ja, da Afrika mein Kontinent des Abenteuers ist, behandeln unzählige Bücher dieser Bibiliothek das Reisen in Afrika, Afrikaquerungen, Entdeckerreisen. "Auf den Spuren von... " zu reisen ist ja eines meiner Steckenpferde und die Aklänge und Reminiszenzen etlandg vo Routen, die ich aus dem Ärmel schütteln kann, erstaunen und erschrecken meine Mitreisenden immer ein wenig.
Natürlich ghört auch ein umfangreiches Zeitschriftenarchiv von Reisezeitschriften aus dem Südlichen Afrika dazu.
Getaway / Go Magazine / Landrover SA / 4x4 SA / Weg der letzten 20 Jahre sind hier aufgestellt.
Ins Ordner-Archiv muss ich sicher noch mal 2 Wochen Nacharbeit investieren um zu sichten und zu katalogisieren. Es stammt aus der Anfangszeit von vor 36 Jahren, als ich mit dem Reisen in Afrika begonnen habe und zog sich bis zur Digitalisierung von Informationen ab ca. 2005 beginnend hin. Unzählige Archivbesuche mit Photokopierten Dokumenten stecken in diesen Ordnern und natürlich Safari Organisations - Geschichte.
Es fehlt jetzt nur noch eine gotische Wendeltreppe und ein Geländer, um auf unseren neuen Sundownerplatz absturzsicher einen zünftigen Dämmerschoppen veranstalten zu können. Die alte Couch dafür steht schon bereit. Das Geld dafür ist noch nicht wieder verdient, das dauert jetzt noch ein wenig.
Demnächst werde ich auch die 20 Bücher raussuchen, die mein Leben bisher am meisten beeinflusst haben. Die stelle ich nebeneinander, photographiere sie und dann werden ein paar namibische Künstler diese Bücherwand außen auf den Container malen.
So, dass war nur ein schnelles hereinlugen in den Container.
Die Möglichkeiten der deutschen Grammatik können einen, wenn man sich darauf, was man ruhig, wenn man möchte, sollte, einlässt, überraschen. Sozusagen ein Comma Sutra. Ach, wenn Worte reden könnten.
Ich wünsche mir, dass ich mich mit Gästen von uns darin mal zusammen einschließen und eine Woche lang nicht herauskommen muss.
Danach sind wir auf jeden Fall schlauer.
Senden Sie mir einfach ein Photo von Ihnen, wie Sie am 5. Tag im Container aussehen werden!
Trojanische Worte
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